Wer hat wann den Koran geändert?
Der Koran behauptet von sich selbst, dass er nicht geändert worden ist, und nicht einmal geändert werden kann. Jedoch wurde der Koran geändert. Einige Beispiele von menschengemachten Änderungen am Koran habe ich kürzlich in einem Video vorgestellt. Hier könnt Ihr Euch das noch einmal ansehen:
Das Video stellt 20 Textvarianten nur zwischen dem Hafs-Koran aus dem arabischen Raum und dem Warsh-Koran aus Nordafrika vor. Insgesamt gibt es 5000 Unterschiede zwischen diesen beiden Koranen. Alle Bilder der Mushafs stammen von der Webseite Quranflash, einer islamischen Seite, die z.B. von der ägyptischen Nour Academy und dem King Fahd Komplex in Saudi-Arabien finanziert wird. Es ist also eine Quelle, die durch Christen nicht manipuliert werden kann.
37 verschiedene Korane mit 100.000 Textvarianten
Hatun Tash hat inzwischen 37 verschiedene Korane gesammelt, und insgesamt fast 100.000 Textvarianten in ihnen finden können. Das sind mehr Varianten als der Koran Wörter hat.
Jeder Text aus der Antike, der von Hand abgeschrieben und kopiert wurde, besitzt solche Varianten. Das Vorhandensein dieser Varianten im Koran zeigt, dass der Koran ein Text ist wie jeder andere auch, und keinen speziellen göttlichen Kopierschutz besitzt, der ihn vor jeglicher Änderung schützt.
Aber untersuchen wir die Erklärungen, die Muslime für die ganzen Varianten im Koran liefern. Ich betrachte hier nur solche Erklärungen, die auf der Sunna basieren, also auf authentischen Überlieferungen und Traditionen wie Hadith und Sira. Ich gebe jeden Verweis an, so dass Ihr selbst nachprüfen könnt, dass ich Euch hier keinen Quatsch erzähle.
Die Ahruf al-Sabah
Die häufigste und populärste Erklärung von Muslimen ist die, dass es sich bei den Varianten um die al-Ahruf al-Sabah handelt, also sieben Ahruf, oder Dialekte, die Mohammed angeblich alle vom Erzengel Gabriel empfangen hat, und die alle sieben zusammen den Koran bilden.
Das erste Problem ist auf den ersten Blick offensichtlich. Es gibt sieben Ahruf, aber mindestens 37 verschiedene Korane. Die Erklärung passt schon allein von den Zahlen nicht.
Aber schauen wir genauer ins Detail. Der Islamwissenschaftler Shady Nasser hat uns in seinem Buch „The Transmission of the Variant Readings of the Quran“ dankenswerterweise die ganze Arbeit abgenommen, so dass ich nur seine Erkenntnisse präsentieren muss.
Der Ursprung der Ahruf
Der Ursprung der Ahruf wird mit Hadithen begründet wie der folgenden.
Umar bin Al-Khattab erzählte:
Ich hörte, wie Hisham bin Hakim die Sure Al-Furqan zu Lebzeiten des Gesandten Allahs (ﷺ) rezitierte, und ich hörte seiner Rezitation zu und bemerkte, dass er auf verschiedene Arten rezitierte, die mich der Gesandte Allahs (ﷺ) nicht gelehrt hatte. Ich wollte während seines Gebets über ihn springen, aber ich beherrschte mein Temperament, und als er sein Gebet beendet hatte, legte ich sein Obergewand um seinen Hals und packte ihn daran und sagte: „Wer hat dich diese Sure gelehrt, die ich Dich rezitieren gehört habe?“ Er antwortete: „Allahs Gesandter (ﷺ) hat es mir beigebracht.“ Ich sagte: „Du hast eine Lüge erzählt, denn Allahs Gesandter (ﷺ) hat es mir auf eine andere Weise als deine gelehrt.“
Also zerrte ich ihn zu Allahs Gesandtem (ﷺ) und sagte (zu Allahs Gesandtem (ﷺ)): „Ich habe gehört, wie diese Person Sure Al-Furqan auf eine Weise rezitiert, die du mir nicht beigebracht hast!“ Darauf sagte Allahs Apostel: „Lass ihn los, (o Umar!) Rezitiere, o Hisham!“ Dann rezitierte er genauso, wie ich ihn rezitieren hörte. Dann sagte Allahs Gesandter (ﷺ) „Es wurde auf diese Weise offenbart“ und fügte hinzu: „Rezitiere, o Umar!“ Ich rezitierte es, wie er es mir beigebracht hatte. Der Gesandte Allahs (ﷺ) sagte dann: „Es wurde auf diese Weise offenbart. Dieser Koran wurde offenbart, um auf sieben verschiedene Arten zu rezitieren, also rezitiere ihn auf die für dich einfachere (Weise) (oder lies so viel davon, wie es einfach für dich ist). (Sahih Al-Buchari 4992)
Wo ist die Textvariante in Sure Al-Furqan?
Den gleichen Hadith findet man auch bei al-Tayalisi (Musnad 1/44). Der Unterschied zu al-Buchari ist der, dass al-Tayalisi zwar nicht angibt, dass Hisham die Sure al-Furqan rezitierte, aber wir lernen von al-Tayalisi eine neue Information, dass die Variante direkt ganz am Anfang der rezitierten Sure auftritt.
Wenn wir beide Hadithe zusammen nehmen, dann folgt daraus, dass es einen Konflikt in den Eröffnungsversen der Sure 25, Sure Al-Furqan, gab.
Aber von den 100.000 Varianten befindet sich ausgerechnet keine in den Eröffnungsversen von Sure 25. Wenn beide Varianten gleichermaßen zum Koran gehören, wo ist dann die zweite Lesart? Hat Allah sie nicht davor schützen können, verloren zu gehen?
Die Zusammenstellung des Koran
Schauen wir weiter, was die islamischen Quellen sagen, wie der Koran zusammengestellt wurde. Eine der wichtigsten Quellen ist Sahih Al-Buchari 4986. Ich fasse es nur kurz zusammen.
Nach dem Tod Mohammeds und der Schlacht von Yamama im Jahr 632 hat der Kalif Abu Bakr einen vollständigen Koran zusammenstellen lassen. Diesen Koran hat er Mohammeds Witwe Hafsa gegeben, die ihn für 20 Jahre unter ihrem Bett aufbewahrte.
Dieses Manuskript taucht 20 Jahre später wieder auf. Sahih Al-Buchari 4987 beschreibt, was damit geschehen ist. Auch das fasse ich nur zusammen.
Im Jahr 652 ist Uthman nun Kalif. Weil viele verschiedene Korane und Varianten in Umlauf waren, beschloss Uthman, den Koran unter Hafsas Bett wieder hervorzuholen, alle Manuskripte, die im Umlauf waren, verbrennen zu lassen, und einen einzigen offiziell genehmigten Koran neu zu verteilen. Dieser neue Koran sollte auf dem Manuskript basieren, das unter Hafsas Bett lag. Es wurden also fünf Master-Copies erstellt, alle im Qurayshi-Dialekt, die nach der großen Koranverbrennung in die fünf Provinzen gesendet wurden.
Die Ahruf sind verbrannt
Wenn also die Ahruf bis zu dem Zeitpunkt nicht weg waren, dann sind sie spätestens durch Uthmans Bücherverbrennung zerstört worden. Manchmal behaupten Muslime, dass die fünf Abschriften den sieben Ahruf entsprechen, aber auch hier haben wir offensichtlich ein Zahlenproblem. Sie stammen alle vom selben Manuskript unter Hafsas Bett, wurden alle im selben Dialekt geschrieben, und waren daher identsich.
Der islamische Geschichtsschreiber al-Tabari behauptete um das Jahr 900, dass alle Ahruf nicht mehr existierten. Lediglich ein Harf, der mit Uthmans Manuskripten übereinstimmte, war noch erhalten (al-Tabari, Jami, 1/52-59). Das heißt aber nicht, dass es keine Varianten gab. Die gab es schon. Al-Tabari hatte auch eine Meinung dazu. So nannte er beispielsweise jeden, der in Sure 1 die heute am meisten verbreitete und kanonische Lesart aus dem Hafs-Koran verwendet „dumm und verwirrt“. Nicht meine Worte, sondern authentische islamische Tradition. Al-Tabari hat sogar verboten, in Sure 1:4 Maaliki mit langem a zu lesen (al-Tabari, Jami, 1/152-157).
Zusammengefasst taugen die Ahruf also nicht als Erklärung für die ganzen Koran-Varianten.
Die Qira’at und Rawis
Wo die Lesarten hingegen wirklich herkommen ist aus der islamischen Tradition bekannt. Es hat nichts mit den Ahruf zu tun. Das sind die sogenannten Qira’at, Lesarten, die ihren Ursprung im 8. und 9. Jahrhundert haben. Zur Zeit al-Tabaris waren die alle bekannt, und es gab das gleiche Problem wie schon unter dem Kalifen Uthman, dass nämlich Wildwuchs herrschte und immer neue Varianten entstanden. Die folgende Grafik stammt von Pfander Films (Jay Smith).
Um dem Wildwuchs Einhalt zu gebieten, haben im 10. Jahrhundert der islamische Gelehrte Ibn Mujahid sieben Qira’ats, und im 15. Jahrhundert der Gelehrte al-Jazari zusätzlich drei Qira’ats ausgewählt, die als offiziell und kanonisch gelten sollten. Aber da sie Schüler der Ersteller von diesen Qira’ats jeweils noch einmal unterschiedliche Varianten verfasst haben, sind pro Qira’at noch einmal zwei sogenannte Rawis ausgewählt worden. Im 15. Jahrhundert gab es also 30 offizielle Korane. Die beiden heute am weitesten verbreiteten, Hafs und Warsh, sind gelb markiert.
Das passt mit den 37 von Hatun gefundenen Koranen nicht ganz zusammen. Das liegt daran, weil einige Gelehrte, noch zusätzliche kanonische Qira’ats und Rawis definiert haben. Aber ich spare dazu hier die Details.
Die Auswahl von Hafs aus den Rawis
Die Übersicht zeigt nur die Qira’ats und Rawis, die letztendlich von Ibn Mujahid und al-Jazari ausgewählt wurden, aber es gab noch viele viele mehr. In der Sunna ist genauestens überliefert, welche Gelehrten welche Schüler hatten, und welche Koran-Varianten daraus entstanden sind, jeweils bis zu dem Punkt, an dem die offiziellen Qira’ats und Rawis von Ibn Mujahid und al-Jazari ausgewählt wurden. Shady Nasser hat sich die Mühe gemacht, und das alles in Diagramme gefasst, von denen ich hier nur das Spinnennetz zeige, aus dem der Hafs-Koran ausgewählt wurde, aus der Aasim-Familie.
Wie hat Ibn Mujahid die offiziellen Qira’ats and Rawis ausgewählt? Auch das ist überliefert. Er hat nicht in die Manuskripte hineingeschaut, und versucht zu ermitteln, welche am besten überliefert sind. Viel einfacher. Er ist hingegangen, und hat gezählt, wie viele Schüler jeder Rawi hatte, und hat dann jeweils die beiden mit den meisten Schülern ausgewählt. Als ob das irgendetwas über die Qualität der Überlieferung aussagen würde. Genauso gut hätte er würfeln können.
Die Kanonisierung der Kairo-Edition 1924
Und wie kommt es, dass der Hafs-Koran heute der kanonische Koran für fast alle Muslime ist? Dazu gehen wir zurück ins Jahr 1924, nach Kairo. Und zwar herrschte auch dort wieder einmal Wildwuchs. In den Schulen nutzten die Schüler alle möglichen unterschiedlichen Korane. Das hat zu Problemen bei den Bewertungen und Benotungen geführt. Also hat das ägyptische Bildungsministerium beschlossen, unter den 30 vorhandenen Rawis den Hafs-Koran als offiziell und kanonisch festzulegen. Alle anderen Korane hat man genommen, in ein Boot gepackt, ist auf den Nil hinausgefahren, und hat dann die ganzen abweichenden Rawis im Nil versenkt. Wenn Ihr einen Koran dahabt, schaut mal vorne rein ins Impressum. Oft steht vorne drin, dass es sich um die 1924 Kairo-Edition handelt.
Und auch 1924 hat man nicht in die Texte hineingeschaut. Man hat sich aus rein politischen Gründen für den Hafs-Koran entschieden. Letztendlich war auch das wieder eine Zufallsentscheidung, nicht besser als Würfeln.
Die Kanonisierung des Hafs-Korans für alle Muslime
Im Jahr 1985 haben dann die religiösen Autoritäten in Saudi-Arabien die ägyptische Idee aufgegriffen, und für alle Muslime den Hafs-Koran offiziell kanonisch festgelegt. Der Text des heutigen kanonischen Hafs-Korans basiert also auf zweimaliger zufälliger Auswahl, einmal unter 30 Texten in Kairo in 1924, und einmal unter 91 verschiedenen Texten im 10. Jahrhundert durch Ibn Mujahid.
Zum Glück haben wir diese Probleme nicht mit der Bibel. Muslime behaupten zwar auch oft, dass das Neue Testament verfälscht ist, weil es mehr Textvarianten als Wörter im Neuen Testament gibt, aber diese verteilen sich auf 5800 Manuskripte, und nicht auf 37.
Lasst Euch nicht vom Koran verarschen, der an sich selbst den Anspruch stellt, dass er nicht geändert werden kann. Es ist ein menschliches Buch, und ich hoffe, dass Ihr erkennen konntet, dass es keinen magischen Kopierschutz von Allah erhalten hat. Der Koran kann Euch nicht erretten und Leben bringen. Nur Jesus kann das.
Alles schwachsinn in diesem text. Der Koran wurde nie geändert. All diese Information habt ihr aus eurem Arsch rausgezogen.
Wenn zu meinen Quellen keine Gegenargumente gegeben werden können, dann gibt es halt Beleidigungen. Wenn Du für Deine Behauptung, dass der Koran nie geändert worden ist, keinen Beweis liefern kannst, halt Dich am besten aus solchen Diskussionen ganz raus.