Ist Jesus wirklich auferstanden?
Ist die Auferstehung die größte Lüge der Geschichte, oder das größte Wunder der Geschichte? Wenn die Auferstehung gelogen ist, dann ist der ganze christliche Glaube wertlos. Was ist also dran? Ist Jesus wirklich auferstanden? Wir machen genau dort weiter, wo wir letzte Woche aufgehört haben, nämlich mit C.S. Lewis.
Entweder war dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder Schlimmeres.
Jesus hat laut Evangelien von sich behauptet, Jahwe zu sein, der Gott des Alten Testaments. Und in den Beiträgen der Wochen davor haben wir gesehen, dass das Neue Testament von Augenzeugen aufgeschrieben, und von den frühen Kirchenvätern zuverlässig überliefert wurde.
Dass Jesus ein Narr war, oder Schlimmeres, ist damit noch nicht ausgeschlossen. „Geisteskrank“ würde man heute sagen. Psychotisch. Er hatte die Wahnvorstellung, Gott zu sein.
In diesem und im nächsten Beitrag will ich Belege liefern, dass Jesus nicht geisteskrank war. Nächste Woche folgen Belege aus der Prophetie, und dieser Beitrag behandelt die Auferstehung.
Wer sich fragt, wie ein aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts daran glauben kann, dass ein Toter ins Leben zurückkehrt, möge sich bitte den Beitrag über Wunder zu Gemüte führen.
Das Argument der Minimalen Fakten
Nun aber zum Thema. Aber vorher drücke ich den Reset-Knopf. Alles, was ich in den letzten Wochen über die Zuverlässigkeit des Neuen Testaments gezeigt habe, vergessen wir vorläufig. Nicht nur, weil wir es nicht brauchen, um die Auferstehung zu belegen, sondern auch um zirkuläre Argumentationen zu vermeiden.
Wenn die Bibel komplett wahr und zuverlässig ist, dann braucht man sich überhaupt nicht die Frage stellen, ob Jesus auferstanden ist. Dann ist es sowieso wahr. Aber nicht jeder glaubt, dass die Bibel unfehlbar ist. Also gehen wir einen Schritt zurück. Wenn die Bibel mehr oder weniger zuverlässig ist, auch dann bleibt nur eine Schlussfolgerung: Jesus ist von den Toten auferstanden. Aber auch nicht jeder glaubt, dass die Bibel mehr oder weniger zuverlässig ist.
Im Rahmen dieses Beitrags gehen wir also davon aus, dass die Bibel ein Buch voller Mythen und Legenden ist! Aber auch unter dieser Annahme bleibt nur eine Schlussfolgerung: Jesus ist von den Toten auferstanden! Das sind gewagte Behauptungen! Und die muss ich beweisen.
Die Kriterien für Historizität
Geschichtswissenschaftler benutzen gewisse Kriterien, um zu beurteilen, ob ein Ereignis historisch ist oder nicht. Einige der Kriterien sind zum Beispiel:
- mehrere unabhängige Aussagen
- Augenzeugenberichte
- Berichte, die zeitlich und örtlich nah am Geschehen liegen
- Berichte, die für den Autor des Textes unangenehm oder peinlich sind
- Bestätigungen durch feindselige Autoren
Wegen der historisch-kritischen Spätdatierung der Evangelien und der Apostelgeschichte sehen viele Historiker diese Berichte nicht als authentisch an. Aber andere Texte aus der Bibel werden als allgemein authentisch angesehen.
Ein Frühes Glaubensbekenntnis
Der wichtigste solche Text steht in 1. Korinther 15:3-7. Die Forschung ist sich einig, dass Paulus einen Text zitiert, der ungefähr 3 bis 5 Jahre nach der Kreuzigung entstanden ist und mündlich an ihn überliefert wurde.
Denn ich habe euch vor allen Dingen weitergegeben, was auch ich empfangen habe, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden gemäss den Schriften, dass er begraben wurde, dass er am dritten Tage auferweckt worden ist gemäss den Schriften und dass er Kefas erschien und dann den Zwölfen. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben, einige aber entschlafen sind. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
Paulus hat den 1. Korintherbrief um 55 n. Chr. geschrieben, also ungefähr 20 Jahre nach der Kreuzigung. Zu dem Zeitpunkt waren noch fast 500 Augenzeugen am Leben, vermutlich im Umfeld der Jerusalemer Gemeinde, von denen die Korinther, und alle anderen Leser, die Aussage bestätigen lassen konnten.
Außerbiblische Belege für Jesus
Aber auch in nichtbiblischen Texten des ersten und frühen zweiten Jahrhunderts ist Jesus belegt. Der bekannteste Text findet sich in den Jüdischen Altertümern von Josephus.
Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch. Sein Gebaren war gut und er war als tugendhaft bekannt. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Und obgleich ihn Pilatus zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend; dementsprechend war er vielleicht der Messias, über den die Propheten Wunder berichtet haben.
Da der griechische Originaltext von Josephus‘ Werk verfälscht worden ist, basiert das obige Zitat auf einer antiken arabischen Übersetzung, die vor der Verfälschung erstellt wurde.
Innerhalb von 150 Jahren nach der Kreuzigung gibt es insgesamt 12 nichtchristliche Quellen und 31 christliche Quellen, die von Jesus bezeugen. Er ist damit die bestbezeugte Person der Antike.
Neben Josephus sind die nichtchristlichen Quellen die Schriften von Tacitus, Sueton, Plinius, Kaiser Trajan, Kaiser Hadrian, der babylonische Talmud, Lukian, Mara bar Serapion und Celsus. Sie alle bezeugen nicht nur, dass Jesus eine historische Person ist, sondern auch dass bestimmte Ereignisse aus seinem Leben und seinem Tod ebenso historisch sind.
Eine Sonnenfinsternis während der Kreuzigung?
Aber bevor ich dazu komme, möchte ich das Augenmerk noch auf die Texte der Geschichtsschreiber Thallus und Phlegon lenken. Sie benennen nicht Jesus persönlich, sondern beziehen sich auf die Verdunklung der Sonne bei der Kreuzigung. Der Kirchenvater Julius Africanus zitiert die beiden Historiker.
Seine Werke, seine Heilungen an Leib und Seele, die Geheimnisse seiner Lehre und die Auferstehung von den Toten sind von seinen Jüngern und Aposteln am maßgeblichsten dargelegt worden. Auf der ganzen Welt herrschte eine höchst ängstliche Dunkelheit; und die Felsen wurden durch ein Erdbeben zerrissen, und viele Orte in Judäa und anderen Bezirken wurden niedergeworfen. Diese Dunkelheit, die Thallus im dritten Buch seiner Geschichte genannt hat, scheint mir ohne Grund eine Sonnenfinsternis zu sein.
Phlegon berichtet, dass es zur Zeit von Tiberius Cäsar bei Vollmond von der sechsten bis zur neunten Stunde eine vollständige Sonnenfinsternis gab – Offensichtlich das, von dem wir sprechen. Aber was hat eine Sonnenfinsternis mit einem Erdbeben, den zerreißenden Felsen und die Auferstehung der Toten und einer so großen Störung im ganzen Universum gemein?
Jesus wurde zum Passahfest gekreuzigt, also bei Vollmond. Eine Sonnenfinsternis kann allerdings nur bei Neumond stattfinden. Trotzdem berichten zwei antike Historiker unabhängig voneinander von einer Verdunklung der Sonne bei Vollmond. Africanus wusste, dass dies aus astronomischer Sicht unmöglich war.
Die Minimalen Fakten
Wenn man auf die Fülle der Texte die Kriterien für Historizität anwendet, kristallisieren sich sechs Fakten heraus, die jeweils von einer Vielzahl von Glaubwürdigkeitskriterien bestätigt werden.
- Jesus starb am Kreuz und wurde begraben.
- Die Jünger hatten eine Erfahrung, so dass sie von der Auferstehung Jesu überzeugt waren.
- Sie predigten die Auferstehung unmittelbar nach der Kreuzigung.
- Die Jünger waren willig für diese Botschaft zu sterben.
- Jakobus, zuvor kein Nachfolger Jesu, hatte eine Erfahrung, so dass auch er von der Auferstehung Jesu überzeugt war.
- Paulus, zuvor ein Verfolger der Christen, hatte eine Erfahrung, so dass auch er von der Auferstehung Jesu überzeugt war.
Die Argumente für diese sechs Tatsachen sind dabei so stark, dass praktisch kein Historiker sie anzweifelt, egal ob Christ, Atheist, oder einer anderen Religion angehörig.
Wichtig ist, das sind keine Tatsachen, weil sie geschichtswissenschaftlich nicht angezweifelt werden. Es verhält sich genau andersherum. Sie werden geschichtswissenschaftlich nicht angezweifelt, weil es sich um belegte Tatsachen handelt.
Erklärungsmodelle für die Minimalen Fakten
Die fünf besten und populärsten natürlichen Erklärungsversuche für diese Fakten sind dabei die folgenden.
- Die Auferstehung ist eine später hinzugefügte Legende.
- Die Jünger haben sich verschworen und den Leichnam gestohlen.
- Die Jünger haben die Auferstehung halluziniert.
- Jesus war ein Betrüger und hat seinen Tod vorgetäuscht.
- Jesus hat die Kreuzigung überlebt.
Und es gibt natürlich auch eine übernatürliche Erklärungsmöglichkeit.
- Jesus ist leiblich vom Tod auferstanden.
Wenn eine von diesen Erklärungen mit mindestens einem der sechs historischen Fakten nicht vereinbar ist, muss sie ausscheiden. Es ist nicht möglich, dass es sich historisch so zugetragen hat.
Die natürlichen Erklärungsmodelle
Die Legendentheorie ist zwar unter Hobby-Historikern die populärste, aber natürlich inkompatibel mit jedem der gesicherten Fakten.
Die Verschwörungstheorie ist nicht nur inkompatibel mit den Erfahrungen der Apostel. Die hätten sie sich dann nämlich nur ausgedacht. Insbesondere ist es nicht erklärbar, warum sie sich eine Lüge von der Auferstehung ausdenken sollten, nur um dann von den Juden, von den Griechen und von den Römern gehasst und verfolgt zu werden, und spätestens Mitte der 60er Jahre unter Nero gefoltert und hingerichtet zu werden. Märtyrer gibt es in vielen Religionen. Märtyrer glauben an das, für was sie sterben. Sie sind überzeugt davon, dass es wahr ist. Hätten die Jünger den Leichnam gestohlen, dann hätten sie aber gewusst, dass die Geschichte eine Lüge ist, und wären niemals dafür in den Tod gegangen.
Die Halluzinationstheorie passt nicht mit den Bekehrungen von Paulus und Jakobus zusammen. Außerdem sind Halluzinationen Einzelerfahrungen. Die Jünger hingegen hatten als Gruppe über 40 Tage hinweg immer wieder Erscheinungen des auferstandenen Jesus.
Die letzten beiden natürlichen Erklärungsversuche werfen Unmengen von Fragen auf, aber definitiv zerstört werden sie allein schon damit, dass historisch gesichert ist, dass Jesus am Kreuz starb.
Das übernatürliche Erklärungsmodell
Es bleibt die übernatürliche Erklärung: Jesus ist leiblich vom Tod auferstanden. Die übernatürliche Erklärung ist die beste, und sogar die einzige, die mit allen sechs historischen Fakten kompatibel ist.
Die sechs Fakten sind von so gut wie allen Historikern anerkannt. Die natürlichen Erklärungsversuche werden von fast allen Geschichtswissenschaftlern verworfen. Stattdessen kommen sie zu Schlussfolgerungen wie „es lässt sich nicht abschließend klären, welche Ereignisse genau geschehen sind“ oder „es gibt keine schlüssige Erklärung für diese Fakten“.
Dieser Beitrag basiert auf Material des Historikers Gary Habermas. In einem Interview wurde er einmal gefragt, wenn er seine Historikerkollegen fragt, warum sie nicht an die Auferstehung Jesu glauben, was die dann sagen. Er erhält Antworten wie in etwa: „Die Argumente implizieren, dass ich an die Auferstehung glauben sollte. Ich will aber nicht an die Auferstehung glauben.“
Aber Hand aufs Herz: Wodurch wird Wahrheit definiert? Durch die Fakten, oder durch den eigenen Willen?