Nur ein Sith denkt in Absoluten
Im Jahr 2005 kam Star Wars III – Die Rache der Sith in die Kinos. Einen Spoiler-Alarm muss es nach 15 Jahren eigentlich nicht mehr geben, denn wer den Film bis jetzt noch nicht gesehen hat, den wird ein Spoiler nun auch nicht mehr stören.
Am Ende des Filmes kommt es zu folgendem Dialog zwischen Anakin Skywalker (dem späteren Darth Vader) und Obiwan Kenobi.
Anakin spricht von Sicherheit und Frieden in SEINEM neuen Imperium. Obiwan hinterfragt dies.
Darauf sagt Anakin: „Zwingt mich nicht, Euch zu töten.“
Obiwan: „Meine Loyalität gilt der Republik, der Demokratie.“
Anakin: „Wenn Ihr nicht auf meiner Seite steht, dann seid Ihr mein Feind.“
Obiwan: „Nur ein Sith kennt nichts als Extreme.“
Im Original heißt es: „Only a Sith deals in absolutes“, also „nur ein Sith handelt oder denkt in Absoluten“.
Wirklich, Obiwan? Nur ein Sith denkt in Absoluten? Ist Deine Aussage denn nicht auch… absolut?
Aber was ist nun die Aussage genau? „Nur ein Sith denkt in Absoluten.“ Das heißt doch irgend etwas in die Richtung wie „Es ist böse in Absoluten zu denken“ oder sogar „Absolute existieren nicht“.
Und das ist genau eines der Kennzeichen der postmodernen Gesellschaft. Aussagen aus Philosophie, Ethik und Weltanschauung werden nicht mehr als absolute Wahrheit betrachtet, sondern jeder hat in diesen Bereichen seine eigene Wahrheit, und die eine Wahrheit ist nicht mehr oder weniger wahr als die Wahrheit des anderen.
Absurditäten des Pluralismus
Was im philosophischen Bereich ganz normal ist, hätte in anderen Bereichen absurde oder fatale Auswirkungen. Klausuren, Klassenarbeiten und Arbeitszeugnisse würden nur noch Top-Bewertungen erhalten, wenn die Wahrheit jedes einzelnen wahr ist. Bei den Olympischen Spielen müssten viel mehr Goldmedaillen verteilt werden, weil wenn jeder Sportler selbst entscheidet, ob es wahr ist ob er gewonnen hat oder nicht, dann hätte jedes Rennen nicht mehr nur einen Sieger, sondern ganz viele. Und wenn man nach den Wahrheiten der Insassen geht, dann sind unsere Gefängnisse voll von Unschuldigen.
Tragisch wird es, wenn der Staat oder das Militär sich die eigene Wahrheit zurechtdrehen. Ich könnte auch eines der beiden großen Beispiele aus der jüngeren deutschen Geschichte als Beispiel anführen, aber wir Deutschen haben auch kein Monopol darauf. „If it’s dead, then it’s Viet Cong.“ Das war der offizielle Standpunkt des US-Militärs. Wenn es tot ist, dann ist es Viet Cong. Egal ob „es“ (also kein Mensch, sondern ein „es“) ein Kleinkind ist, ein alter Opa, eine junge Mutter, oder wirklich ein Guerilla-Kämpfer der kommunistischen Viet Cong.
Aber was wir hier verurteilen oder als absurd wahrnehmen, ist in der heutigen Zeit im spirituellen Bereich komplett normal. Der Hindu hat genauso seine eigene Wahrheit, wie der Christ, der Moslem wie der Atheist, der Buddhist wie der Jude. Diese Sichtweise wird auch Pluralismus genannt.
Der Elefant und die blinden Männer
Als Argument für den Pluralismus wird oft ein Bild von blinden Männern verwendet, die einen Elefanten betasten, und jeder von ihnen nimmt den Elefanten unterschiedlich wahr. Der eine fühlt einen Baum, ein anderer eine Wand, ein anderer einen Fächer usw. Und dann heißt es, man kann die ganze Wahrheit nicht kennen. Aber Moment! Wenn ich mir das Bild anschaue, dann erkenne ich die ganze Wahrheit. Und ihr auch! Das ist ein Elefant, der von ein paar blinden Männern betatscht wird.
Mit dem Pluralismus kann also etwas nicht stimmen. Die ganzen Weltanschauungen machen unterschiedliche sich widersprechende Aussagen. Wenn man beispielsweise schaut, was die verschiedenen Weltanschauungen lehren, was nach dem Tod passiert, kann nicht alles gleichzeitig wahr sein. Die abrahamischen Religionen lehren, dass es ein Weltgericht gibt, Buddhismus und Hinduismus lehren Reinkarnation, also dass man als ein anderes Lebewesen wiedergeboren wird, Atheisten glauben meist, dass es keine unsterbliche Seele gibt, und dass nach dem alles vorbei ist. Das sind unvereinbare Widersprüche.
Andererseits ist es kein Widerspruch, wenn ein Elefant ein Bein hat, das sich wie ein Baum anfühlt, eine Seite, die sich wie eine Wand anfühlt und einen Rüssel, der sich wie eine Schlange anfühlt.
Selbstzerstörung des Pluralismus
Es werden immer wieder verschiedene Einwände angebracht, für den Pluralismus, und gegen den Absolutismus. Der bekannteste Einwand ist wohl „Es gibt keine absolute Wahrheit“. Dass diese Einwände Quatsch sind, kann man am besten erkennen, wenn man die Aussage auf sich selbst anwendet. Denn diese Aussagen haben natürlich auch einen Wahrheitsanspruch. Man muss also die Frage stellen: Ist das wahr??? Wenn die Aussage wahr ist, dann ist sie nicht wahr. Und wenn sie nicht wahr ist, dann ist sie sowieso nicht wahr. Sie vernichtet sich sozusagen selbst.
Etwas abgeschwächt hört man manchmal, „Wir können nichts zu 100% wissen.“ Das gleiche Prinzip: wende die Aussage auf sich selbst an, und sie vernichtet sich selbst.
Manchmal hört man auch, „Nur wissenschaftlich belegbare oder belegte Aussagen können wahr sein“. Auch das funktioniert nicht. Diese Aussage ist weder wissenschaftlich belegt, noch wissenschaftlich belegbar. Selbstvernichtung!
Und davon abgeschwächt hört man auch manchmal, dass wissenschaftlich belegte Aussagen vertrauenswürdiger sind als wissenschaftlich nicht belegte Aussagen. Auch hier, wenn man die Aussage auf sich selbst anwendet, kann nur herauskommen, dass es keine vertrauenswürdige Aussage ist.
Obiwan ist ein großartiger Jedi-Meister, aber ein lausiger Philosoph
Zurück zu Obiwan. Natürlich ist seine Aussage, „nur ein Sith denkt in Absoluten“, totaler Unsinn. Dahinter steckt das pluralistische Weltbild der Macher von Star Wars, von dem wir uns nicht beeinflussen lassen sollten. Natürlich ist es normal, sich zuerst einmal mit dem Protagonisten zu identifizieren, also Obiwan, der für die Freiheit der Galaxie kämpft, als mit Darth Vader, der gerade seine schwangere Freundin halb tot gewürgt hat, und die Galaxie versklaven will. Aber es ist nur ein Film! Und wenn die Filmemacher dem Helden irgendwelchen Quatsch in den Mund legen, kann man sich gerne weiter mit dem Helden identifizieren, aber besser nicht mit seinem selbstvernichtenden Pluralismus.
Für die verschiedenen Weltanschauungen heißt das, weil sie sich widersprechen, kann höchstens eine von ihnen wahr sein. In der Serie „Zwölf Videos um zu beweisen, dass der christliche Glaube wahr ist“, will ich zeigen, dass diese eine wahre Weltanschauung das Christentum ist, und das mit Argumenten und Indizien belegen. Die weiteren Folgen werden im wöchentlichen Wechsel mit Beiträgen veröffentlicht, die angebliche Widersprüche in der Bibel erklären.
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